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Religion und Glaube
Credo in uno deo?
Das Christentum
Der christliche Glaube, damals noch nicht gespalten in katholisch und evangelisch, war im Mittelalter bekanntermaßen die prävalente monotheistische Religion in Europa. Sie war omnipräsent im Leben der Bevölkerung, von Feiertagen hin zu Fastentagen und -zeiten, war fähig, Menschen aus der Gesellschaft auszustoßen oder zu lobpreisen, denn jeder war getauft. Die örtliche Kirche mischte sich in alles ein.
Nicht nur das: Es war nicht ungewöhnlich, wenn manche Stadtbewohner täglich den Gottesdienst besuchten oder fünf mal am Tag beteten (scheinbar hatte manch einer doch mehr Zeit, als wir dachten), sich von Pfarrern einen Ehepartner vermitteln ließen oder ebendiesen um Rat in der Kindererziehung baten. Die Kirche predigte nicht nur Nächstenliebe (obwohl diese eigentlich wichtiger hätte sein sollen), sondern vor allem Sittlichkeit und die Gefahren des Sündigens - besonders das Thema Fege- und Höllenfeuer war sehr beliebt. Da die Bevölkerung die Bibel auch noch nicht selbst lesen oder gar verstehen konnte, konnte man ihr effektiv alles erzählen - oder es eben so aussehen lassen, als ging es in der Bibel um nichts anderes als ewige Verdammnis. Besonders Frauen wurden von der Kirche in die Mangel genommen; ihre Rolle wurde als die der treusorgenden Hausfrau und Mutter gesehen. Wer in der Ehe unglücklich war und darüber auch nur ein Wort verlor, wer die Ehe gar brach oder einfach davonlief, der wurde direkt als Hure verschrien, ebenso wie jede Frau, die eine Beziehung hatte, ohne verheiratet zu sein, und selbst schwammige Grenzen waren fatal, zu übertreten. Auch in der Vielzahl an christlichen Festen, die übers Jahr verteilt gefeiert wurden, spiegelt sich wider, wie wichtig die Kirche im Alltag der Bevölkerung war: Von der Twelfth Night, analog zu unserem Dreikönigstag am 6. Januar, hin zum Weihnachtsfest im Dezember war man übers Jahr gut beschäftigt, denn sie waren verpflichtend. Hier ein kleiner Auszug: 14. Februar / das folgende Wochenende: St. Valentine's Day - Valentinstag, gefeiert mit Kuppelspielen, Gesang und Tanz. März / April: Ostern, gefeiert mit Nachstellungen der Ostergeschichte von Kreuzigung zu Wiederauferstehung. 1. April: April Fool's Day - Streiche, Scherze und Bespaßung überall! 1. Mai: May Day - Maifeiertag, gefeiert mit der Wahl einer Maikönigin und Maibaumtanz. Juni: Der Versuch, den heidnischen Mittsommer zu christianisieren, beinhaltete beispielsweise Erzählungen von St. George und dem Drachen und trug den Namen "Festival of Fire" 15. Juli: St. Swithun's Day, der angeblich das Wetter für die nächsten 40 Tage bestimmte. (St. Swithun's day if thou dost rain / For forty days it will remain / St. Swithun's day if thou be fair / For forty days 'twill rain nae mare) 2. August: Lammas Day, der die erste Weizenernte zelebrierte. Man hängte Girlanden auf und veranstaltete Prozessionen mit Kerzen. 29. September: St. Michaelmas, an welchem traditionell Gans oder Huhn geschlachtet und zubereitet wurde. Angeblich war dies der letzte Tag für die Brombeerernte 25. Oktober: St. Crispin's Day, gefeiert mit Festlichkeiten und einem Freudenfeuer, einfache Männer spielten für den Tag King Crispin und gaben sich herrschaftlich. 1. November: Allerheiligen, ebenfalls begleitet von Festlichkeiten und Freudenfeuern. Heidnische Glaubensrichtungen
Offiziell gab es das Heidentum im 12. Jahrhundert nicht mehr, doch alte Gewohnheiten ließen sich im niedersten Stand nur schwer zugunsten neuer, zB des Christentums ablegen; häufig wurde, gerade auf dem Land, wo die Kirche nicht ganz so omnipräsent war, beides gelebt. Man ging in die Kirche, aber man war eben auch abergläubisch, und hier und dort sollen druidische Altare und Steinkreise noch weit ins Mittelalter hinein aktiv gewesen sein. Unnötig, zu sagen, dass die Autoritäten derlei Aktivitäten nicht nur als Vergehen, sondern regelrechte Gotteslästerung betrachteten und verfolgten; auch Hexenverfolgungen waren, wenn man Pech hatte, eine Option.
Das Marketing der Kirche, christliche Feiertage auf die der Heiden zu legen, sickerte aber dennoch langsam durch, sodass die Anhänger heidnischer Glaubensrichtungen immer weniger wurden. Gerade zwischen beispielsweise Angelsachsen und den Nachfahren von Wikingern, die ihren alten Wegen noch anhingen, gab es deshalb manchmal noch immer Spannungen. Das Judentum
Juden bevölkerten England ab 1070, wurden aber stark diskriminiert und lebten in kleinen, recht abgeschlossenen Verbänden. Sie standen unter besonderem Schutz des Königs, durften sich auf den Straßen frei bewegen, ohne Wegezölle zu leisten, und sogar Land besitzen (was allerdings ausgesprochen selten der Fall war). Gab es ein Gerichtsverfahren gegen einen Juden, war dieses von anderen Juden zu vollziehen anstatt von Christen, sodass nach den Gesetzen der Torah gerichtet werden konnte. Der Schwur eines Juden wurde sogar so stark gewichtet, dass er angeblich so viel Wert war wie der zwölfer Christen. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: Juden konnten ohne Zustimmung durch das Parlament zusätzlich besteuert werden, wenn der König Geld benötigte.
Aufgrund eines Wirtschaftsbooms erlebten die Juden in England ein goldenes Zeitalter unter König Henry II und wurden zu einem wichtigen Geldgeber, da immer mehr Bürger auch Kredite aufnehmen wollten. Geldverleih, das war hierzulande immerhin noch verboten für Christen - zumindest, wenn man vorhatte, Zinsen zu nehmen. Auch in Kaufmannsberufen und als Heiler, nicht Bader, traf man sie häufig an, jedoch nie als Bäcker (Brot war heilig und deshalb von Christen herzustellen und nie von Juden zu verzehren), obgleich es den einen oder anderen jüdischen Schächter gab - Nottingham jedoch ist dafür zu klein. Eher haben die hier ansässigen Juden ihr Vieh selbst geschächtet. Um Essen koscher zu halten, wurde beispielsweise auch das Fladenbrot selbst gebacken. Anderes
Was wir hier so ignorant als Anderes deklarieren, beschreibt alles, das oben nicht genannt ist: Islam, Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus, alles, was euch einfällt. Warum wir das alles in einen Pott schmeißen? Weil es davon keine dokumentierten Anhänger im England des 12. Jahrhunderts gab. Mit den Muslimen führte Spanien Krieg, weil die Mauren noch immer halb Spanien besetzten, und alles andere war vermutlich nicht einmal dem Adel ein Begriff.
Kontrast Stadt / Land
Hiermit möchten wir sensibilisieren: Die hochchristlichen Gegenden waren selten das platte Land, sondern eher die Städte, in denen sich die Bevölkerung ballte und die Kirche einen viel größeren Einfluss ausüben konnte. Was die Bauern hinter ihren Hütten machten, war schließlich schwerer zu kontrollieren als die fünf Wohnhäuser auf einem Wohnblock in Nottingham. Natürlich gab es sicherlich auch auf dem Land zutiefst gläubige Christen, doch in der Stadt wurde darauf viel mehr Wert gelegt. Auch Juden fand man eher in der Stadt, da es dort eher die Infrastruktur gab, die sie brauchten, um sich dort halten zu können.
Heidnische Aktivität fand man eher auf dem Land; von paganen Symbolen hin zu Bräuchen wie Tieropfern ist Vieles möglich - besonders dort, wo sich christliche und heidnische Feiertage überschneiden. |

