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Die Legende von Robin Hood
![]() Die Legende von Robin Hood
Seyd gegrüßt, all ihr, die heut' gekommen seyd, um mir zuzuhören. Gereist bin ich durch Dörfer und Städte, nah und fern. Gelauscht habe ich Geschichten in den Tavernen, hier und dort. Heute sitze ich unter dieser alten Eiche, um euch eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. Die sagenhafte Geschichte von Robin Hood.
Wir schreiben das Jahr 1191. Zwei Jahre zuvor, hatte Richard I, der König von England, dazu aufgerufen, gemeinsam mit ihm in das Heilige Land zu ziehen, um den Heiden Jerusalem zu entreißen. Viele Männer folgten ihm und zogen in ein Land, das ihnen fremd war. Während sie im Heiligen Land um den Sieg kämpften, fochten in ihrer Heimat viele Menschen um ihr Überleben. Kriege waren schon immer mit Erhöhungen der Abgaben verbunden gewesen. Abgaben, die ein jeder zu leisten hatte und doch gab es eine Gruppe, die wohl am meisten litt – das einfache Volk. ![]() Überall in England waren die Folgen des Krieges zu bemerken, doch in keiner Grafschaft war dies deutlicher zu spüren als in Nottinghamshire. Ihr fragt euch nun sicherlich warum, nicht wahr? Was wäre ich für ein Barde, wenn ich es euch nicht erzählen könnte? So lauschet weiter meiner Stimme. Einst war das Leben in Nottinghamshire für die meisten ein einfaches, aber zufriedenes Leben. Man bestellte die Felder, brachte die Ernte ein und erfreute sich an den kleinen Dingen im Leben. Man musste sich keine großen Sorgen machen, so herrschte über Nottingham und nahe Dörfer doch ein Earl, dem die Sorgen und Bedürfnisse der Menschen nicht gleichgültig waren. Ein Mann, der die harte Arbeit seiner Lehensleute zu schätzen vermochte. Ein Mann, der schon damals erkannt hatte, dass sein Wohl von der Zufriedenheit der Bauern abhängig war. Eine Einstellung, welche ihm nicht nur Freunde eingebracht hat, wie ein jeder von euch sich wohl vorzustellen vermag. Seine Wertschätzung für das einfache Volk ging sogar so weit, dass er im Jahre 1185 Haldar aus Locksley, einem einfachen Bauern, der all die Jahre zwischen dem Dorf und den Zwischenmännern des Earls vermittelt hatte, das Dorf und die dazugehörigen Ländereien zur Pacht anbot. Haldar hatte stets gute Dienste geleistet und es hatte nie einen Grund für den Earl gegeben an seiner Loyalität zu zweifeln. Stets war es Haldar gelungen, die Bedürfnisse des Dorfes, mit den Wünschen des Earls zu vereinen. Das Angebot des Earls war ein Zeichen seiner Dankbarkeit und Haldar nahm dieses Angebot mit Stolz an. Haldar und Robin, sein einziges Kind, welches ihm seine geliebte, aber mittlerweile verstorbene, Ehefrau geschenkt hatte, stiegen durch diesen Besitz von einer unfreien Bauernfamilie zu einer freien auf. Aber wie in all den Jahren zuvor auch, nahm das Wohl des gesamten Dorfes auch weiterhin den wichtigsten Aspekt in ihrem Leben ein. Etwas, womit sich die Familie das Wohlwollen der Dorfbewohner sicherte. Im Jahre 1188 erhält Robin Kunde davon, dass ein befreundeter Lord des Earls in das Heilige Land reisen wollte, um die Kreuzfahrer zu unterstützen, welche nach der verlorenen Schlacht bei Hattin unter großem Druck standen. Er sah es einerseits als seine Pflicht als gottesgläubiger Mensch an und andererseits erhoffte er sich auch einen eigenen Nutzen davon. Aber können wir es ihm verübeln? Wer von uns würde eine solche Chance nicht ergreifen, wenn uns am Ende eine Erhebung in den Ritterstand erwarten könnte? Geht in euch und versucht euch diese Frage selbst zu beantworten. Doch seid ehrlich zu euch selbst, wissend, dass am Ende eurer Tage eine jede Lüge in eurem Leben in die Waagschale geworfen wird, die über euer weiter Schicksal richten wird. Ein Jahr nach Robins Aufbruch verstirbt der geliebte Earl of Nottingham und sein Sohn tritt die Nachfolge an. Der neue Earl of Nottingham war anders als sein Vater. Alles, was sein alter Herr als einen ehrenvollen Mann ausgezeichnet hatte, fehlte ihm. Er interessierte sich nicht für den Shire und er interessierte sich nicht für die Menschen, die in ihm lebten. Stattdessen interessierte er sich nur für seine eigenen Freuden. Anstatt sich um die Bewohner des Shires zu kümmern, kümmerte er sich lieber um höfische Ränkespiele im entfernten London. Ja, der neue Earl sah auf die Menschen herab und sah in ihnen nicht mehr als ein Mittel, um sein ausschweifendes Leben am Hofe zu finanzieren. ![]() Ich höre Unmut unter euch Zuhörern und ihr verkündet euren Unmut zurecht, so war der Earl doch ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse und glaubt mir, dass hier das Ende seiner Missetaten noch nicht erreicht ist. Um sich nicht mit seinem Shire beschäftigen zu müssen, setzte er einen Verwalter ein. Einen Freund, mit dem er sich im Geiste verbunden fühlte, so liebten sie doch beide das Geld. Es war ein Mann, dem er vertraute und von dem er wusste, dass er den Shire ganz in seinem Sinne verwalten würde. Dieser Mann war William de Wendenal. Er wurde der neue Sheriff von Nottingham. Wendenal übernahm umgehend die Verwaltung des Shires und das tat er in einer sehr eigenwilligen, ja geradezu willkürlicher Manier. Sein Tun wurde schon von Beginn an misstrauisch beobachtet, doch zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, zu welchem grausamen Tyrannen er sich in den kommenden Monaten entwickeln würde. Mochte er zu Beginn seiner Herrschaft - denn anders kann ich es nicht nennen - lediglich Personen, die ihm nicht zusagten oder die es gewagt hatten, ihm zu widersprechen, ihres Amtes enthoben haben, so folgten bald schon Strafen. Strafen, deren Strafmaß darauf beruhte, welchen Gemütszustand er gerade besaß oder zu welchem Stand der Beschuldigte zählte. Unmut machte sich unter den Bewohnern und insbesondere den Lords des Shires breit. Unmut, der sogar das entfernte London erreichte. Aber es änderte sich nichts, so hielt der Earl schützend seine Hand über den Sheriff. Der König von England befand sich in einem fremden Land und zu dessen Bruder, Prinz John, pflegte der Earl ein freundschaftliches Verhältnis. Ein Earl mit Ambitionen und ein Prinz, der die Krone Englands anstrebte, ebneten dem Sheriff von Nottingham den Weg und erlaubten ihm, frei zu entscheiden wie es ihm beliebte. Die Abgaben, welche die Menschen zu leisten hatten, stiegen. Es wurden Abgaben für Dinge erhoben, die es noch nie zuvor gegeben hatte. Alles Mittel, um so viele Münzen in die Truhen Nottinghams zu bringen wie möglich, wurden ausgeschöpft. Dann kam der Tag, an welchem Haldar aus Locksley es wagte, den Sheriff von Nottingham um einen Aufschub zu bitten, so sei die Ernte schlecht ausgefallen und die Menschen im Dorf waren nicht in der Lage die gesamte Summe auf einmal zu entbehren. Eine Bitte, die beim Sheriff von Nottingham nicht nur auf taube Ohren stieß, sondern die für ihn eine bestrafbare Dreistigkeit darstellte. Er ließ Haldar in den Kerker werfen, solange bis das Dorf die geforderte Summe zahlte. Eine Tat, die im Dorf zu großem Unmut führte. Die in den Herzen der Menschen den Widerstand regte. Für den Sheriff entwickelte sich das Dorf zu einem schmerzenden Dorn im Auge - deshalb ließ er Haldar aus dem Kerker holen und auf den Marktplatz bringen. Dort verkündete er, dass der Mann schuldig sei der Aufwiegelung, dem Widerstand gegen die Krone und der Unterschlagung und dass er dafür hängen würde. An diesem Tag war der Sheriff Kläger und Richter zugleich und niemand wagte es, ihm zu widersprechen, denn ein jeder fürchtete neben Haldar am Galgen zu hängen. ![]() Eine Furcht, die leider berechtigt war und ich bin mir sicher, auch wenn ihr, die ihr nun hier vor mir sitzt, ruft, dass ihr eingeschritten wäret, dass keiner von euch auch nur einen Finger gerührt hätte. Auch ihr wärt vor Furcht erstarrt und hättet euren Blick nicht abwenden können, ob der grausamen Willkür, die sich direkt vor euren Augen abspielte. Die öffentliche Hinrichtung von Haldar erfüllte seinen Zweck. Der Widerspruch von Locksleys Dorfbewohnern verstummte. Nach diesem Tage wagte es niemand mehr sich öffentlich dem Sheriff in den Weg zu stellen. Wendenal setzte seinen eigenen Cousin – Guy of Gisborne – als neuen Verwalter von Locksley ein, damit sich dieser um das unwillige Dorf kümmern solle. Ein Dorf, in dem das Leben der Bewohner nie mehr so sein würde wie es einst war. Glaubt ihr, dass der Widerstand im Dorfe Locksley durch die Hinrichtung gebrochen war? Nein? Sehr gut, denn damit liegt ihr genau richtig. Der Widerstand schwelte noch immer in den Herzen der Menschen. Sicherlich mochte man nicht mehr so freizügig mit seiner Meinung gewesen sein, aber es gab immer wieder Momente, an welchen sie dennoch deutlich zu Tage trat. Momente, die letzten Endes stets in einer Ächtung jener Person endeten. Während eine Seite in diesem Konflikt darauf baute, dass harte Strafen die Menschen gefügig machte, verstärkten diese harten Strafen auf der anderen Seite den freien Willen. Ein Konflikt, den keine der Seiten zu gewinnen schien. In den Wirren dieses Konflikts kehrte Robin nach Locksley zurück. Er hatte geglaubt die Schrecken des Krieges, die Grausamkeiten, deren Zeuge er im Heiligen Land geworden war, hinter sich gelassen zu haben, doch was er vorfand war nicht minder grausam. Das Dorf, in welchem er geboren und aufgewachsen war, war nur noch ein Schatten seines früheren Selbst. Die Menschen, einst munter und fröhlich, wirkten wie Geister zwischen den Hütten. Hielten den Kopf gesenkt, als würde ein Schwert über ihren Köpfen schweben. Was war in seiner Abwesenheit nur vorgefallen? Er stellte Fragen, die ihm aber keiner beantworten wollte, sondern alle verwiesen ihn lediglich an den Sheriff von Nottingham. Viele Menschen im Dorf hofften, dass sich ihre Leben jetzt - nachdem Robin wieder nach Locksley zurückgekehrt war - zum Besseren wenden würde. So wie sich sein Vater um sie gekümmert hatte, so würde es nun Robin tun. Davon waren viele überzeugt. Doch erneut zerstörte der Sheriff ihre Hoffnungen, als er Robin, so wie seinen Vater zuvor, zum Tode verurteilte. Aber war dies nicht das Ende von Robin. Nein, es gelang ihm die Flucht. Und hier, meine lieben Freunde, beginnt die sagenhafte Geschichte von Robin Hood, welcher die Veränderung herbeiführen würde, die sich so viele herbeisehnten. Aber, das ist eine Geschichte für einen anderen Tag. Ich höre meinen Magen zu mir sprechen und meine Kehle dürstet es nach einem kühlen Ale. Gehabt euch wohl und wenn Gott es wünscht, werden wir uns an einem anderen Tag unter dieser alten Eiche ein weiteres Male begegnen. Dann werde ich euch erzählen, wie es im Leben von Robin Hood weiterging. |



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